Weihnachten in der Großstadt
Über einen schmalen Damm erreichen wir die kleine Insel und das Land Singapur. Auf malaysischer Seite wird dies aber nie auf Straßenschildern erwähnt, nur mittels Handynavigation finden wir den Checkpoint, der sich Woodland nennt. Singapur ist nicht nur eine beschäftigte Stadt mit ca. 75% chinesischen Einwohnern, sondern eine ca. 20×40 km große Insel, auf der sich sogar noch echter Urwald und etliche Parks befinden. Es erscheint alles in grün und der hektische Alltag Asiens weicht hier der kontrollierten Ruhe. Zwar kann ein beschäftigter Staat mit über 5 Millionen Einwohnern nicht darüber hinwegtäuschen, dass man sich in einem stark besiedelten Gebiet aufhält, doch das Gefühl ist außer im zentralen Downtown doch meist ein anderes.
Hier dominieren die hohen Wolkenkratzer und zahlreichen Restaurants, weiter nördlich die ursprünglichen „Waldländereien“ und sauber angelegte Parkanlagen.
Nach dem problemlosen Passieren der Grenze und einer 90-tägigen Aufenthaltsgenehmigung (wir wollen nur zwei Tage bleiben) fahren wir südlich zum Westcoast-Park. Entlang bürgerlicher Einfamilienhäuser und noblen Villen-Gegenden führt unser Weg durch die Stadt. Singapur scheint ein reiches Land zu sein, denn laut einem Tankstellen-Mitarbeiter aus Myanmar verdienen die Menschen ca. drei- bis siebentausend Euro pro Monat. Nicht umsonst kosten die meisten Dinge hier locker so viel wie in Deutschland, was nach dem billigen China und Südostasien ein kleiner Schock ist. Ein teures Zimmer wollen wir uns nicht leisten, lieber fahren wir auf den städtischen Zeltplatz am EastCoast-Park.
Nach Besichtigung der Tigerbalsam-Erfinder-Villa und dem nervtötenden Aussitzen eines dreistündigen Gewitters mit starkem Platzregen ist es schon dunkel geworden, als wir weiterfahren können. Es ist nicht mehr genügend Zeit, um zum Zeltplatz zu fahren und so beschließen wir bei den Kirchen anzufragen, schließlich ist Weihnachten und auf unserem Weg sind wir an unzähligen (wohl privaten) Kirchen vorbeigekommen. Wenn sie uns nicht an diesem heiligen Abend aufnehmen, dann wohl niemals, denken wir uns. Promt werden wir von zwei Kirchen abgeblitzt, es sind wohl eher Vorzeige-Wohlfühl-Clubs als gelebter Glaube. Demotiviert ziehen wir uns schließlich ungesehen in ein beleuchtetes Parkhaus einer anderen Kirche zurück und verbringen eine ruhige Nacht im Trockenen während es draußen wieder zu regnen anfängt. Nur noch einen schönen Weihnachtsabend wünschen wir uns, bevor wir ungestört einschlafen.
Am nächsten Morgen ist die Ausfahrt verschlossen und wir müssen ca. eine halbe Stunde warten, bis der chinesische Pastor erscheint und uns voller Überraschung ziehen lässt. Er kann nicht glauben, wie wir dort hineingekommen sind und will nur wissen, dass wir nicht von der benachbarten norwegischen Kirche sind, denn das sei Privatgrundstück und wir können hier nicht bleiben. Das wollen wir nach der erfolgreichen Nacht auch nicht und so machen wir uns auf den Weg zur Besichtigung Singapurs.
Entlang der Marina Bay fahren wir in den dahintergelegenen Park und genießen den Blick auf das Bankenviertel. Die Architektur einzelner Gebäude fasziniert und so besichtigen wir noch Chinatown, das Konlonialviertel und Little India, um günstig Essen zu gehen. Am späten Mittag haben wir die wichtigsten Ecken abgefahren und machen uns wieder auf den Weg nach Norden, um erneut einen trockenen Schlafplatz zu finden, denn zelten wollen wir bei erneuten Regen nicht.
Kurz vor der Grenze werden wir unter einer Autobahnbrücke neben einem zauberhaften Park fündig und quartieren uns für eine Nacht dort ein. Nur der nicht endende Lärm des Verkehrs hält uns von Tiefschlafphasen ab, doch als es am Morgen wieder zu regnen anfängt, sind wir froh im Trockenen zu liegen. Wie gerädert überqueren wir nach zwei Tagen im Großstadt-Dschungel die Grenze zurück nach Malaysia, wo es doch etwas ländlicher zugeht und immerhin etwas Zeit zum Erholen bleibt.