Rumänien: 07.04. – 08.04.2014

Nach dem Passieren der Grenze waren wir wieder nach vier Nächten außerhalb zurück in der EU. Serbien hatten wir als ein sehr freundliches Land wahrgenommen und waren nun gespannt auf neue Begegnungen. An der Grenze unterhielt sich eine Beamtin mit Oliver auf Französisch und fragte nach dem Besitz von Drogen, Alkohol oder Bargeld über 10.000€. Da wir aber mit den Fahrrädern unterwegs waren, meinte sie die Fragen selbst nicht ganz ernst und so war der erste Kontakt, den wir in Rumänien hatten wirklich nett.

Zwei Tage lagen nun vor uns, um einen Einblick in diese Region entlang der serbisch-rumänischen Grenze zu bekommen. Wir bogen direkt die erste Straße nach rechts ab und konnten nun bis kurz vor Verlassen des Landes auf dieser Straße bleiben. Somit hatten wir keine Probleme den Weg zu finden und konnten uns ganz auf die atemberaubende Landschaft und die Menschen konzentrieren. Doch zu Beginn rüsteten wir nochmal unsere Hundeabwehr auf und führten von nun an auch immer einen dicken Holzstock mit uns. Man hatte uns in Serbien davor gewarnt, dass die Hunde hier noch viel schlimmer seien.

Jedes Mal, wenn nun ein Hund auf uns zu gerannt kam, zog ich den Stock und fuhr in meiner Vorstellung nicht mehr auf einem Reiserad, sondern ritt auf meinem Pferd mit gezücktem Schwert. Ich genoss den Respekt, den mir nun die Hunde entgegenbrachten und fühlte mich mächtig genug, um den Kampf mit ihnen aufzunehmen.

Die ersten Dörfer, die wir durchfuhren, waren wie von einer anderen Welt. Zurück ins 19. Jahrhundert versetzt, war es wirklich surreal durch diese ganz eigene Welt zu fahren. Der erste große Anstieg, um über den Canyon an die Donau zu kommen, war bei tollstem Sonnenschein nur ein kleines Übel, das uns aber am Ende einen wirklich großartigen Blick über die Landschaft offenbarte. Die Abfahrt hinunter zur Donau war umso schöner und wir waren nun im Tal angekommen, in dem wir die nächsten zwei Tage bleiben konnten. Nur zwei Anstiege mit ca. 200 Höhenmetern standen nun vor uns. Wir kamen durch viele kleine Dörfer, sahen aber mehr Hunde als Leute.

Da es keine Einkaufsmöglichkeiten unterwegs gab, lösten wir unser Wasserproblem an einem Brunnen auf dem Gelände einer Kirche und konnten danach wieder durchstarten, da wir zum Glück genügend Essen in Serbien gekauft hatten. Nur einmal bettelten einige Bauarbeiter nach Zigaretten, die wir aber als Reiseradler und Nichtraucher nicht vorweisen konnten.

Die Landschaft war so spektakulär, dass ich häufig für Fotos stoppte und die Zeit wirklich schnell verging. Gegen Abend fanden wir dann ein altes verlassenes Haus, hinter dem wir auf einer verdeckten freien Fläche unser Zelt aufbauen konnten und eine entspannte Nacht verbrachten. Am Morgen wollten wir eigentlich gegen 6 Uhr starten, aber tiefer Nebel lag über uns, der sich erst gegen 9 Uhr durch die wärmende Sonne auflöste und uns wieder den Blick auf den spektakulären Canyon freigab. Nach einer der zwei anstrengenden Steigungen kamen wir gegen Mittag dann zum Eisernen Tor, der schmalsten Stelle der Donau, die nur noch 200 Meter breit war. Normalerweise war der Abstand zum Land über 2 Kilometer.

Doch durch das Wasserkraftwerk hatte sich das Wasser so gestaut, dass die Donau an der tiefsten Stelle über 120 Meter war und erst so der Schiffsverkehr an dieser Stelle möglich wurde. Wir stoppten für einen Moment und trafen einen tschechischen Autofahrer, der uns von Dörfern in den Bergen erzählte, die noch ein Leben wie vor 200 Jahren führten. Doch mit unseren Fahrrädern und dem vielen Gepäck war es nicht möglich dort hinzukommen. Er wollte im Sommer wiederkommen und diese Strecke auch mit dem Fahrrad fahren und fragte uns, welche Seite denn schöner sei. Da wir nur auf der rumänischen Straße fuhren, konnten wir die Frage natürlich nicht beantworten.

Erst kurz vor der Grenze kamen wir in eine größere Stadt, in der wir endlich einkaufen konnten. Mit abgehobenen rumänischen Leis kauften wir dann genug Essen für den nächsten Tag ein, das uns bis dahin ausgegangen war und fuhren nun auf einer echt vollen Straße an die Grenze zurück nach Serbien. Eigentlich wollte ich nicht nochmal in Serbien übernachten, aber wir fanden keinen Schlafplatz und mussten Rumänien und die fantastische Landschaft verlassen. Während des Sonnenuntergangs fuhren wir über die Brücke des Kraftwerks und trafen auf der serbischen Seite auf eine kleine Familie. Der Mann war Serbe, die Frau Slowakin und sie hatten ein kleines einjähriges Kind. Nun hatte ich also doch noch eine Person aus der Slowakei getroffen.

In Ungarn waren wir auf zwei Frauen getroffen, die mit ihren Rädern in Asien unterwegs waren und von Bukarest zurück nach Berlin fuhren und uns erzählten, dass Rumänien für sie nur flach und windig war. Da wir aber nicht weiter nach Osten, sondern nach Süden in das Balkangebirge wollten, lernten wir nur diese bergige und spektakuläre Region Rumäniens kennen. Man kann so viel mehr aus dieser Landschaft herausholen, als es derzeit gemacht wird, aber man müsste mehr Geld in die Renovierung und in die Region stecken, um sie auch Luxus-Urlaubern schmackhafter zu machen.

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