Iran, Teil 2: 10.06. – 19.06.2014

Iran-Teheran Visa-Run und Kurzurlaub
Visa-Anträge
Gerade in Teheran untergekommen, war es wichtig sofort am nächsten Morgen mit den Visa-Anträgen für China, Tadjikistan und Turkmenistan zu beginnen. Es ist das Los vieler Radreisender sich in der Hauptstadt mit der ganzen Bürokratie Zentralasiens auseinanderzusetzen und die Weiterfahrt zu organisieren, sofern es noch nicht in Istanbul geschehen ist. Ich brauchte nun aber eine Taktik, um nicht tagelang festzusetzen und recherchierte bis tief in die Nacht, um am nächsten Morgen nach nur 3 Stunden Schlaf und viel zu müde wieder aufzustehen, um mich gegen 6 Uhr ohne richtigen Plan, was mir alles gelingen würde, in die höllische Großstadt zu begeben.

Zunächst fuhr ich zur deutschen Botschaft (Ferdowsi-Straße, Ecke Jomhoerieslami, 7.30-10.30 Uhr), um einen völlig schwachsinnigen Supportbrief für unverschämte 25€ zu bekommen (in 1.160.000 Rial zu bezahlen). Dieser wird für die Beantragung des tadjikischen und chinesischen Visums benötigt. Da ich aber keine 50€ bezahlen wollte, ließ ich mir notieren, dass er für beide Botschaften gilt und machte einfach eine Kopie für Tadjikistan. Der ganze Prozess dauerte auch nicht lange, man muss sich nur trauen an der riesigen Schlange flüchtender Iraner vorbeilaufen, an der Tür anklopfen und als deutscher Staatsbürger mit Sonderbehandlung sofort dran zukommen.

Gegen 9 Uhr hatte ich den Brief in der Hand und fuhr mit der Metro 1 bis zur nördlichen Endstation Tajrish, um zur turkmenischen Botschaft zu gelangen. Sie ist an der Baratistraße/Vatanpoorstraße zu finden und hat normalerweise von 9-11 Uhr offen, obwohl der Schalter meist auch noch bis 12 oder 13 Uhr besetzt ist. Eine Kopie des Passes und des Usbekistanvisums plus ein Foto reichen. Man bekommt ein Formular, das man ausfüllt und muss noch einen Zettel dazulegen, warum man dieses ach so schöne und visafreundliche Land durchqueren möchte. Dann lässt man sich am Ende noch ein Formular geben, das man nach 7 Tagen wieder braucht, um es ausgefüllt mit erneutem Foto und 55$ abzugeben, um dann kurz danach sein Visum zu bekommen.

Während der dreistündigen Wartezeit – da der Konsul mal eben weg musste – bin ich noch zur Tajikistan-Botschaft (Zinalistraße Ave 3 in der Nähe des Nyavaran-Parks, 9-12 Uhr und auch nachmittags geöffnet) gefahren, wo ich nur eine Kopie des Supportletters abgab, dann einmal das Application-Form ausfüllte und ein Bild abgab. 25$ oder 20€ sind dann bei Abholung nach 2 Tagen zu bezahlen.

Nachdem das alles erledigt war, konnte ich am Nachmittag zur chinesischen Botschaft (Daneshstraße auch in der Nähe des Nyavaran-Parks- So,Di,Do von 8.45-12.15 & 14.30-16.30 Uhr) laufen, in der ich mein Berwerbungsformular für 90 Tage beidseitig bedruckt auf zwei Blättern abgab. Es muss maschinell ausgefüllt und samt Kopie des Passes, des Iran-Visums, des Original-Supportletters und zweier Passfotos abgegeben werden. Keine 5 Minuten später und kurz vor Feierabend war ich wieder draußen und hatte doch tatsächlich alle Anträge an einem Tag geschafft. Da hatte sich das frühe Aufstehen doch gelohnt und die 40$ musste ich nur noch am nächsten Tag in der Bank gegenüber einzahlen, was ich mit meiner Sightseeing-Tour zum teheranischen Basar und Golestan-Palast verknüpfte.

Als ich mich nach den ganzen Anträgen im Park in der Nähe der chinesischen Botschaft ausruhte, kam eine Frau mit Tochter vorbei und versuchte mich doch tatsächlich mit dieser zu verkuppeln. Wir sprachen zwar keine gemeinsame Sprache, aber konnten uns dennoch verständigen. Ich fand es sehr lustig und genoss diese Pause nach erfolgreichen Anträgen, aber als sie mich dann noch nach Hause einluden, beendete ich das Spiel und zog es vor, wieder zurück zur Wohnung zu laufen, wo Reiner und Essen auf mich warteten. Ein Tag reichte mir dann aber auch für Teheran und da wir nun eine Woche auf unsere Visen warten mussten, beschlossen wir nach über 3 Monaten Radreise-Alltag einen Kurzurlaub mit Bus ins 500 km entfernte Isfahan und 1000 km entfernte Shiraz nach Persepolis zu unternehmen.

Kurzurlaub oder stressige Reizüberflutung
Nach drei Nächten in Teheran standen wir schon um 5 Uhr morgens auf, um mit einem der ersten Busse nach Isfahan zu fahren. Wir hatten noch keine Idee, wo wir die Nacht verbringen konnten, aber durch unsere frühe Ankunft fanden wir genügend Zeit alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Während der Busfahrt konnten wir uns mit einer jungen Familie unterhalten, die uns schöne Tipps für Isfahan gaben, die aber auch so in unserem Reiseführer standen. Nach unserer Ankunft im Busterminal nutzte ich das Internet eines Mobiltelefon-Verkäufers, um meine Emails und Couchsurfing zu checken.

Es gab tatsächlich einen Treffer und so ging ich in einen anderen Shop, um mit dessen Telefon den ersten Kontakt mit Hamid herzustellen. Er schlug uns vor, sich in der Innenstadt am berühmten Naqsh-e Jahan Imam Sq zu treffen, wo wir nach ca. einer Stunde und der Suche nach dem richtigen Bus auch eintrafen. Hamid konnte seine Arbeit aber nicht absagen und sich erst gegen 21 Uhr mit uns treffen, wodurch wir noch 6 Stunden auf uns allein gestellt waren und so die Möglichkeit zur Besichtigung hatten. Unsere zwei Gepäckstücke stellten wir in einem Hinterraum eines Bazarladens unter und konnten uns nun frei bewegen. In der Stadt war wirklich die Hölle los – es war der Todestag des Imam Zaman, des letzten der 12 Imams und so versammelten sich viele Menschen in der Stadt, da dieser Tag auch noch ausgerechnet auf das iranische Wochenende, einen Freitag fiel. Die Menschen waren sehr herzlich und verteilten auf den Straßen Gebäckstücke und Limonade, was wir an diesem heißen Tag wirklich gerne und oft annahmen.

Nachdem wir am Abend die zentrumsnahen Sehenswürdigkeiten besichtigt hatten, trafen wir Hamid und seinen Freund, die uns zu ihrer Familie brachten. Wir konnten gemeinsam mit ihnen im Vorhof des Hauses auf einem riesigen Teppich selbstgemachte Pizza essen, wobei ich die Atmosphäre und die nun echt angenehmeren Temperaturen genoss. Am nächsten Morgen besichtigen wir dann zu viert im Auto die weiter entfernten Attraktionen, bestiegen einen Tempel-Berg mit unglaublichen Blick über das riesige Isfahan.

Durch persönliche Kontakte hatten wir auch die Möglichkeit die Madrese Chaharbagh zu besichtigen, die normalerweise Touristen verschlossen bleibt. Übersetzt ist das die Schule der vier Garten, die zentrumsnah liegt, aber den kompletten Straßenlärm abschirmt, so dass ein wirklicher Ort der Ruhe in ihrer Mitte vorzufinden ist. Nach einer privaten Führung Hamids und einer angebrachten Ruhepause gingen wir am Nachmittag in einem traditionellen Restaurant essen und lernten mal wieder neue Techniken,um Brot mit Fleisch ohne Besteck zu verzehren.

Viel zu schnell war die Zeit in Isfahan wieder zu Ende und wir verließen die Stadt in Richtung Shiraz. Während der Fahrt entschieden wir uns ca. 55 Kilometer vorher in Persepolis herauszuspringen: der Bus stoppte, ließ uns an der Straße raus und wir waren nun auf uns alleine gestellt. Die Sonne ging schon unter und wir hatten keinen Schlafplatz. Doch auf so einer Reise lernt man sich echt keine Sorgen zu machen, besonders nicht im Iran. Letztendlich fanden wir Unterschlupf vor dem archäologischen Institut und konnten auf der Wiese nächtigen. In der Nacht wurde es aber durch die nahe Wüste ungemütlich kalt, so dass nicht wirklich an Schlaf zu denken war. Als am nächsten Morgen aber die Sonne gegen 8 Uhr in mein Gesicht schien, waren die Zitter-Einheiten der letzten Stunden schnell vergessen und wir konnten in Richtung Persepolis-Besichtigung aufbrechen.

Es war sehr beeindruckend die Ruinen vergangener Zeiten zu besichtigen, wo auch schon Alexander der Große hingekommen war. Xerxeths Grabmal war auch noch um die Ecke, so dass man diesen geschichtlichen Exkurs auch noch mitnehmen konnte. Erst gegen Mittag hatten wir die ganze Anlage abgelaufen und entsprechend fotografiert, um dann guten Gewissens mit dem Sammeltaxi nach Shiraz zu fahren. Eiskalte Verhandlungen mit den Taxifahrern über den Preis und dem Suchen nach den besten Alternativen stellten mein Diskussionsgeschick ganz schön auf die Probe, aber letztendlich kamen wir etwas überteuert – aber immerhin sofort – für umgerechnet 7 $ ins 55 km entfernte Shiraz.

Dort suchten wir zunächst das günstige Hostel auf, dass uns Hamid aus Isfahan empfohlen hatte, aber die wollten uns nicht aufnehmen, da es irgendein Problem gab. So suchten wir weiter und kamen ganz in der Nähe in einem ruhig gelegenen Innenhof-Hostel unter. Nun hatten wir wieder Zeit für Moscheen, Bazare, Burgen und einen wirklich beeindruckenden Schreinkomplex, der leider nicht fotografiert werden durfte. Die ganze Atmosphäre ist nicht mit Worten zu beschreiben, war aber sehr beeindruckend und ergreifend. Ich genoss es, mich dort aufzuhalten und bestaunte die Kunst und Architektur.

Nach unserem Besuch drang sich uns ein englisch-sprechender Junge auf, der uns begleiten wollte, um seine Fähigkeiten zu verbessern. Wir stimmten zu und er zeigte uns eine andere Moschee. Zweimal wiesen uns Leute daraufhin, dass er wohl ein Dieb sei und tatsächlich erzählte er uns widersprüchliche Sachen und plötzlich waren noch weitere Jugendliche in der Menge der Moschee um uns herum. Wir hatten unsere Sachen aber gut im Blick und verabschiedeten uns nach einiger Zeit freundlich von ihm – für ihn also reine Zeitverschwendung.

Am nächsten Tag sollte unser Bus erst am Abend ins 12 Stunden entfernte Teheran fahren, so hatten wir noch genügend Zeit das Grabmal von Hafez, dem iranischen Goethe zu besichtigen. Es war nicht mehr ganz so beeindruckend für mich und die 5$ Eintritt deutlich überzogen, aber der Park in dem man sich dort ausruhen konnte, spendete immerhin genügend Schatten und Ruhe, um sich auf die lange Busfahrt vorzubereiten. Busse scheinen im Iran erst loszufahren, wenn eine bestimmte Anzahl von Passagieren erreicht wird, wodurch wir schonmal eine Stunde zu spät losfuhren und bis Teheran nochmal eine Stunde verlieren sollten. Mein Plan, alle Visa nun direkt am Morgen abzuholen, war damit gescheitert.

Da ich meinen Pass bei der chinesischen Botschaft über die Woche abgegeben hatte, musste ich zunächst diese aufsuchen. Ich rechnete mit nur 30 Tagen, mit riesigem Glück vielleicht auch 60 Tagen. Doch als ich mein Visum in den Händen hielt, konnte ich es kaum fassen: der Konsul hatte mir doch tatsächlich 90 Tage, also 3 Monate für China akzeptiert. Ich war überglücklich und nun war mir alles andere auch egal. Ich kam durch die zweistündige Verspätung des Busses erst nach der Öffnungszeit der turkmenischen Botschaft dort an, doch dort war noch ordentlich Betrieb und Reiner hatte sein Visum auch noch nicht bekommen. Eine weitere Stunde verging und ich hatte nun auch das turkmenische Visum im Pass. Da das Datum aber nach der Gültigkeit des Iran-Visums lag – was von unserer Seite so geplant war – mussten Reiner und ich noch unser Iran-Visum verlängern lassen.

In Teheran soll es damit immer Probleme geben und so wollten wir schnell Gewissheit haben. Als wir zu der Adresse fuhren, wurde uns aber gesagt, dass das Büro umgezogen war und wir es an diesem Tag nicht mehr erreichen würden. Die neue Adresse, die sie uns gaben, stimmte aber auch nicht und so recherchierten wir und fanden es schließlich in der Innenstadt am Valisar Sq, bis dahin war aber schon ein Tag vergangen. Nach drei Stunden und vielen Diskussionen über das sensationelle Fußballspiel zwischen Deutschland und Portugal, das wir überhaupt nicht gesehen hatten, hielten wir unseren Stempel für weitere 5 Tage im Iran in der Hand – von wegen die Behörden sind unkooperativ und brauchen Tage: anscheinend hat es schon jahrelang niemand mehr versucht.

Nun musste ich nur noch das Tadschikistan-Visum bekommen, das wir aber erst am nächsten Morgen erledigen konnten und gleichzeitig mit unserer Weiterfahrt ans kaspische Meer verbanden.

Dieser Beitrag wurde unter Reiseberichte veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.