Serbien, Teil 2: 08.04. – 09.04.2014

Erst am späten Abend erreichten wir die Grenze zwischen Rumänien und Serbien. Da gerade Wachablösung auf serbischer Seite war, hatten wir 10 Minuten Zeit, bevor wir wieder in das Land einreisen konnten. Vor uns wartete eine slowakische Frau, die wir am nächsten Morgen durch Zufall in der nächsten Stadt beim Frühstück erneut trafen. Da ihr Mann Serbe war, konnte er uns gute Tipps über die Region geben, die wir dankend annahmen.

Dieses Mal sollte die Registrierung für Serbien kein Problem sein, da wir uns nicht länger als 24 Stunden dort aufhalten wollten. Als wir endlich ins Land einreisten, war die Sonne schon untergegangen und wir mussten schnellstmöglich einen Schlafplatz finden. Direkt an der Grenze gab es gute Gelegenheiten, da wir aber zwei Polizisten patrouillieren sahen, fuhren wir noch einen Kilometer weiter und bogen dann auf eine Wiese ab, die von der Straße aus durch Bäume verdeckt war. Im Dunkeln aßen wir nun unsere gekochten Nudeln und wollten gerade alles zusammenpacken, als wir plötzlich Hunde ganz in der Nähe bellen hörten.

Wir bewegten uns nicht und blieben für einige Zeit still sitzen. Ich musste Oliver mehrmals bitten, endlich das Licht seiner Taschenlampe auszuschalten. Ich schaute mich um und konnte zwischen den Bäumen zwei dunkele Gestalten entdecken. Als sie näherkamen und anfingen zu bellen, dachte ich, dass uns die patrouillierenden Grenzbeamten mit ihren Wachhunden aufgespürt hatten und ging erstmal in Deckung. Mit dem Holzstock in der Hand warteten wir ab, aber die zwei schwarzen Hunde blieben auf Abstand und kein Mensch kam zum Vorschein. Ich putzte nun noch meine Zähne und kroch ins Zelt, doch bis das Bellen der Hunde aufhören sollte, dauerte es noch eine gefühlte Ewigkeit.

Da wir nun auch diese Nacht überlebt hatten, ging es nun mit großen Schritten in Richtung Bulgarien. Wir verließen die gute, aber viel befahrene Straße und bogen auf den Donauradweg ab, der aber stark an eine Mountainbike-Strecke erinnerte und Oliver mit seinem Rennrad große Probleme bereitete. Schließlich war es dann auch soweit: Nach einem Speichenbruch in Ungarn und einem Platten in Serbien streikte nun sein Anhänger. Die Achsenschraube war nicht mehr richtig fixiert und durch die Erschütterungen verbogen, ein Weiterfahren unmöglich. Mit zwei großen Stein versuchten wir nun die lange Schraube wieder gerade zu biegen, mit nur mäßigem Erfolg. Doch schon nach ein paar Minuten kam ein Auto vorbei und wir wurden erneut Zeuge der überwältigenden Freundlichkeit der Menschen in diesen Ländern.

Ohne weit auszuholen, griff der Serbe, der einige Zeit auch in Deutschland LKW gefahren war, zum Hammer und reparierte den Schaden. Um auf Nummer sicher zu gehen, dass so etwas nun nicht mehr passieren würde, fuhren Oliver und der Serbe zu seinem Haus, um zwei Muttern zur Fixierung zu holen. Nach 10 Minuten waren sie wieder zurück und nach nicht mal einer halben Stunde konnten wir weiter nach Bulgarien fahren. Der Serbe erzählte uns, dass er auch hin und wieder mit seinem LKW Probleme hatte, aber immer helfende und gute Menschen zur Stelle waren. Für ihn war es nur eine halbe Stunde Arbeit uns zu helfen und für uns war es die Rettung, um den Trip für diesen Tag fortsetzen. Zum Abschluss schenkte er uns noch eine Tüte voller Äpfel und wünschte uns eine gute Reise, die wir mit neuer Motivation auch bis nach Bulgarien hatten.

So verließen wir Serbien noch an diesem Tag und hatten viele Eindrücke sammeln können, die so gar nicht mit dem Bild zusammenpasste, dass ich mir zuhause gebildet hatte. Vielleicht hatten wir auch einfach nur Glück oder waren zu kurz in diesem Land, um die Probleme wirklich wahrzunehmen und so passte auch Ivannas Satz aus Belgrad, dass von außen betrachtet immer alles ganz in Ordnung aussieht, aber hinter der Fassade große Probleme herrschen.

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