Serbien, Teil 1: 03.04. – 07.04.2014

Mit einem etwas mulmigen Gefühl fuhr ich an die serbische Grenze. Die Autofahrer nahmen meist die Route über Rumänien und Bulgarien, um Serbien zu umfahren. Als Nicht-EU-Land war das die erste wirklich bewachte Grenze, die ich überqueren musste. Die Ausreise aus Ungarn verlief ohne Probleme, aber im Vorfeld hatten wir einen Belgier getroffen, der in Südungarn eine Pension betrieb und sich mit uns auf Englisch, Deutsch und Französisch unterhalten konnte. Er erklärte uns, wie wir uns an der serbischen Grenze zu verhalten hatten und warnte uns vor dem schwarzen Wachhund.

Doch die ganze Aufregung wäre nicht nötig gewesen. Die Grenzbeamten gaben uns nach dem Einscannen unserer Ausweise direkt den Weg in ein interessantes Land frei. Das nun zu durchquerende Dorf stand bei Sonnenschein in vollster Blütenpracht und es machte Spaß die flache Landschaft auf guten und leeren Straßen zu befahren.

Jedoch wurde ich plötzlich aus meinen friedlichen Gedanken gerissen und befand mich in mitten einer Horde böse kläffender Hunde. Links, rechts, vor und hinter meinem Fahrrad, sie waren überall und sprangen an meinen Radtaschen hoch, während sie aggressiv bellten. Ich wusste nicht wie ich reagieren sollte und fuhr einfach weiter. Zum Glück war ich gegen Tollwut geimpft, dachte ich in diesem Moment. Voller Adrenalin und hell wach, war die ganze Situation auch schon wieder vorbei. Auf den nächsten Kilometern war ich noch völlig geschockt und hielt Ausschau nach weiteren Hunden. Bei der nächsten Gelegenheit sammelte ich ein paar Kieselsteine auf, die ich bis in die Türkei mitnahm. Ich kam in Frieden, aber es fühlte sich gut an aufgerüstet zu sein und zu wissen, dass ich mich nun verteidigen konnte.

Nach einigen weiteren Attacken hatte ich den Kniff raus, denn schnelles Weiterfahren führte meist nur zu mäßigem Erfolg. Die bessere Taktik war nun stehenzubleiben und die Hand zum Wurf zu heben, wodurch die meisten Hunde wieder von einem abließen. Bei Schäferhunden, die ihre Herde bewachen mussten, half aber nur der schnelle Sprint. um schnell wegzukommen.

Mit gestärktem Selbstbewusstsein konnte ich mich nun wieder auf das Land und die Umgebung konzentrieren. In der nächsten größeren Stadt kauften wir erstmal ein und ich war überrascht, da die Supermärkte überwiegend deutsche Produkte führten, so dass ich mich fast heimisch fühlte. Super sortiert, sauber und billig und dann auch noch die gleichen Waren wie in Deutschland – wozu denn noch verreisen?

Insgesamt waren wir 4 Nächte in Serbien und blieben nördlich der Donau, wo es komplett flach war. Schon am zweiten Tag wurde das Fahrradfahren langweiliger, aber zum Glück hielt sich der Verkehr noch in Grenzen. Nur die Nähe zu Kroatien auf der anderen Flussseite und die wenig ästhetischen Müllberge in der Landschaft lenkten uns ein wenig ab. Wir fuhren nun bevorzugt Straßen und verließen den Donauradweg komplett – da die Wege einfach zu schlecht waren. Die meiste Zeit existierten nur Gras- oder Erdpisten, die sich schlängelten und so noch 100 zusätzliche Kilometer für uns bereithalten sollten. Dies bewog uns zu dieser Entscheidung abzukürzen und in zwei Tagen nach Novi Sad zu fahren, wo Couchsurfer auf uns warteten.

Es war eine WG mit vier Jungen, die für nur 160€ im Monat inmitten des Zentrums wohnten. Da an diesem Abend aber ein Konzert stattfand, hatte nur Bogdan für uns Zeit. Immerhin konnten wir noch zwei Stunden alle gemeinsam gesellig beisammen sitzen. Einer studierte sogar Medien und Kommunikation und wollte später eine eigene politische Talkshow im Fernsehen moderieren.

Oliver zeigte seine Zaubertricks, die zu heller Begeisterung führten. Als sie dann die Wohnung verlassen mussten, beschlossen wir mit Bogdan raus in die Stadt zu gehen und Novi Sad im Dunkeln zu erkunden. Zusammen erklommen wir die Straße zu einer Burg auf der anderen Seite der Donau, vom wo aus wir einen tollen Blick auf die ganze Stadt bei Nacht hatten.

Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg nach Belgrad, was gleichzeitig deutlich mehr Verkehr für uns bedeutete. Zu unserem Pech hatte sich das Wetter nun auch geändert und 20 Kilometer vor der Hauptstadt gab es den ersten Starkregen mit kurzem Gewitter. Erst beim Erreichen Belgrad schien die Sonne wieder, die die Häuser in ein glanzvolles Licht tauchte und uns so die Schönheit offenbarte. Doch wir hatten nur kurz die Chance, Belgrad im Trockenen zu erkunden, als es wieder zu regnen begann.

Wir hatten echt Pech mit der Lage unserer Couchsurferin, da sie 10 Kilometer auswärts wohnte, was für uns einen Umweg von 20 Kilometern bedeutete. Unsere Odyssee begann nun, da wir nur die Adresse hatten, aber niemand etwas damit anzufangen wusste. Ohne Sprachkenntnisse fragten wir die Polizei, die uns einen Platz nannten, der in der Nähe der Adresse lag, wo wir dann erneut Leute fragen sollten.

Es ging nur noch bergauf und der Platz war einfach nicht zu finden. An einer Kreuzung stoppten wir schließlich völlig durchnässt und riefen die Couchsurferin an. In diesem Moment kamen zwei weitere Polizisten, die uns nach kurzer Zeit anboten uns mit dem Polizeiauto zu der Adresse zu chauffieren, doch da wir Angst wegen der Registrierung hatten und Ivanna, die Couchsurferin, schon auf dem Weg zu uns war, lehnten wir ab.

An diesem Abend hatte sie ein paar Freunde eingeladen und wir konnten einen kleinen Einblick in die serbische Kultur bekommen, bevor wir gegen 2 Uhr am Morgen erschöpft einschliefen.

Am nächsten Tag wollten wir eigentlich nach Rumänien einreisen, aber Gegenwind und das späte Aufbrechen durchkreuzten unsere Pläne. So verbrachten wir eine weitere Nacht in Serbien und konnten dann erst am Morgen des darauffolgenden Tages die Grenze nach Rumänien überqueren. Ich hatte mit Oliver ausgemacht, dass wir bei Nachfragen antworten würden, dass wir 2 Tage bei Freunden und 2 Tage in Hotels geschlafen hätten. An der Grenze angekommen zeigten wir unsere Pässe und der Beamte wollte wissen, wo wir überall waren. Ich antwortete sofort in Novi Sad und Belgrad. Seine Nachfrage, ob wir Touristen seien, bejahte ich und hatte schon Angst nun noch mehr Fragen wegen der Registrierung beantworten zu müssen. Doch er gab uns die Ausweise zurück, öffnete die Schranke und wir konnten aus Serbien ausreisen.

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